Teil 1 - 1. Szene

 
© 2016 Josef Schwarzkopf - www.behinderte-leidenschaft.de
Behinderte Leidenschaft
das Theaterprojekt
Leopold: "Wenn ich meine Frau fürs Leben kennen lerne, dann bestimmt auf einer Titanic kurz vorm Eisberg. Ich ersaufe im eiskalten Wasser, und sie überlebt und heiratet dann Karl-Heinz..." Silvia: "Was sie dir heute kann besorgen, das verschiebe nicht auf morgen."
Leopold und seine Freundin Silvia treffen sich morgens in einem Stehcafé. Silvia macht sich Gedanken über Leopolds Zukunft und schlägt ihm vor, sich auf eine Kontaktanzeige zu melden. Leopold findet die Idee nicht so gut; er suche was für´s Leben, so etwas wie Silvia zum Beispiel, aber sie will ihn je nicht. Und dann kommt man auf das immer wieder abgehandelte Thema: Der behinderte Leopold hat noch nicht und will mit seinen 30 Jahren auch mal gern, so mit einer Frau und so. Nach langem Hin und Her kann Silvia Leopold davon überzeugen, dass die Ageentur "Wilde Rose" genau das Richtige für ihn sei, eine Agentur, die Psychologinnen an Behinderte vermittelt, um mit ihnen Sex zu haben.
Thomas Wagner sitzt hinter einem Schreibtisch und liest Zeitung. Er vertritt Andrea, die Leiterin der Agentur "Wilde Rose". Souverän versucht er die Telefonanfragen zu meistern, obwohl er - wie er sagt - nicht der Typ dafür sei. Karin, eine Mitarbeiterin der Agentur" kommt herein, um irgendwelche Unterlagen von Andrea abzuholen. Da Andrea aber wegen Krankheit nicht im Büro ist, geht sie wieder. Nun kommen Silvia und Leopold in die Agentur, um sich über die Agentur zu informieren. Silvia übernimmt zunächst die "Verhandlung", bis schließlich Leopold auch mal was sagen darf. Es wird rein sachlich  über die Aufgaben der "Damen" gesprochen.  Nach  langem Zögern entschließt sich Leopold, "das zu machen", und das gleich am selben Abend. Eine Karin soll zu ihm kommen, um halb acht, und sie soll - weil Leopold noch ein wenig unsicher ist - die Führungsrolle übernehmen. Leopold zahlt die 85 Euro sofort, damit das am Abend "nicht so blöd aussehe".

Teil 1 - 2. Szene

 

Thomas Wagner: "Die „Wilde Rose“,

Guten Morgen, mein Name ist Thomas

Wagner. Was kann ich für Sie tun? - Hallo

Paul! - Ein Blind Date? Nein, so etwas

machen wir nicht, Paul! Ach so, Sie sind

blind. - Ihnen kommt es mehr auf das

Tasten an, weniger auf das Visuelle. Ja,

klar. Morgen. Jetzt brauche ich noch

Name, Adresse, Telefon! ... Tschüß."

Leopold: "Kann man die Damen auch mal sehen?"

Teil 1 - 3. Szene

 

In einem Café trifft Thomas Grundmann, ein Freund von Leopold, auf die

gerade unglückliche Karin Fried. Sie erzählt ihm, dass ihr Freund sie wegen

einer anderen verlassen habe.

Thomas erinnert sich, wie er mal in der gleichen Situation war, und wie ihm

ein gewisser Leopold geholfen hatte. Ja, Leopold konnte zuhören, zeigt

Verständnis, obwohl er nicht wissen konnte, wie das ist, wenn eine

Beziehung kaputt geht, denn er hatte ja noch keine. So seien er und Leopold

Freunde geworden.

Leopold würde Karin helfen können. Leopold ist der, den sie in ihrer Situation

brauchen würde. Warum soll er sie nicht helfen können? Und warum nicht

gleich am selben Abend? Sie möchte doch einfach zu ihm gehen, so gegen

halb acht, am selben Abend. Ob er, Thomas, später dazu kommt, wüsste er

noch nicht.

 

Karin: "Behinderte suchen doch immer eine feste Beziehung, sagt man. Ich kannte mal jemanden, der in jeder Frau eine potentielle Liebhaberin sah. Der dachte wirklich nur an das Eine!"

Während Leopold und Silvia in der Küche noch einiges vorbereiten - für das

großen Event will Leopold was zu Knabbern und eine Flasche Sekt

bereitstellen -, geht in seinem Zimmer (Bühne) das Telefon: Thomas spricht

auf den Anrufbeantworter, dass eine Karin vorbeikommen wird. Wenige

Augenblicke später sagt Karin von der Agentur sagt auf den AB, sie käme

eine halbe Stunde später, also gegen 8. Leopold hört dem AB natürlich

nicht ab. Als es an der Wohnungstür klingelt, verschwindet Silvia.

Teil 1 - 4. Szene

 
Leopold: "Ist das eigentlich wie im Hallenbad? 60 Minuten mit Aus- und Anziehen?”

Leopold sieht in Karin Fried die Dame aus der Agentur "Wilde Rose"

und sieht sich mit ihr schon bald im Bett, während sie in Leopold einen

Menschen sucht, mit dem sie reden kann. Während Karin gar keine

Anstalten macht, ihn sexuell zu erregen, sitzt er auf heißen Kohlen, da

er ja weiß, dass Karin nach 60 Minuten wieder geht. Denn dann ist die

Zeit um. Es werden  Sätze gesprochen, die von beiden Seiten anders

aufgefasst werden. Schließlich eskaliert das Ganze, als sie sein Bad

benutzt, und er meint, der heißersehnte Augenblick sei endlich

gekommen, und sich langsam auszieht. Als Karin zurück kommt und

erkennt, dass er nur an das eine gedacht hat, will sie nur noch weg.

Leopold sagt noch, er habe Thomas dafür Geld gegeben, daraufhin

kassiert er eine Ohrfeige. Für Karin war es eine abgesprochene Sache:

Womöglich denkt sie in dem Augenblick, dass Leopold Thomas dafür

bezahlt, dass er immer wieder Frauen zu ihm nach Hause schickt.

Glücklicherweise lässt sich die Sache wieder normalisieren. Leopold

erzählt ihr, dass er sie mit einer anderen Karin verwechselt habe. Beide

gehen zur Aussprache in den Garten.

Leopold: "Ich bin ein wenig ungeduldig, angesichts der Zeit,die schon ins Land gestrichen ist. Zeit ist sozusagen Geld, im wahrsten Sinne des Wortes." Karin Fried: "Du bist 30, nicht?" Leopold: "Das meine ich gar nicht..."

Kaum sind die beiden von der Bühne verschwunden, kommt

Thomas, um nach den Rechten zu sehen. Leopold hat in

seinem Zimmer noch einen Rollstuhl stehen, den er wegen

einer Operation mal brauchte. Da Thomas ein "Spielkind" ist,

setzt er sich hinein und macht ein paar Runden. Als er wieder

aus dem Rollstuhl möchte, klemmt der Anschnallgurt. In

diesem Moment kommt Karin von der Agentur herein, sieht da

jemanden im Rollstuhl sitzen und denkt, es kann sich nur um

Leopold handeln. Während sie versucht, ihn zu nähern, ihn

aufzulockern, will er sich nur aus dem Rollstuhl befreit wissen.

Nach dem der Gurt geöffnet werden konnte, beginnt sie, ihn

sexuell anzumachen. Thomas steht dann wie ein Wunder aus

dem Rollstuhl auf, und Karin ahnt langsam, dass ihr Leopold

kein Leopold ist. Nach Aufklärung dieser Verwechslung,

verschwindet Thomas, als er hört, dass Leopold kommt.

Karin Fried und Leopold kommen ins Haus zurück. Als Karin

die Karin von der Agentur sieht, verlässt sie schnell die

Wohnung und lässt Leopold mit der Dame von der Agentur

allein. Er fragt sie dann: "Wieviel Zeit haben wir noch..."

Es fällt der Vorhang und es ist Pause.

Thomas: "Früh übt sich, was ein richtiger Behinderter werden will!" Thomas: Das glaubt mir keiner. So behindert kann nur einer sein. Da hat das "An-einem-Rollstuhl- gefesselt-Sein“ eine ganz andere Bedeutung bekommen. Dass Leopold diesen Rollstuhl noch nicht weggeschafft hat, verstehe ich nicht." Karin (Agentur): "Selbstkritik führt uns jetzt auch nicht weiter..." Karin (Agentur): Oh, so behindert ist er ja gar nicht! Thomas: Ein Wunder, ein Wunder, ich steh´.
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