Teil 1 - 1. Szene
Behinderte Leidenschaft
das Theaterprojekt
Leopold: "Wenn ich meine Frau fürs Leben
kennen lerne, dann bestimmt auf einer
Titanic kurz vorm Eisberg. Ich ersaufe im
eiskalten Wasser, und sie überlebt und
heiratet dann Karl-Heinz..."
Silvia: "Was sie dir heute kann besorgen, das
verschiebe nicht auf morgen."
Leopold und seine Freundin Silvia treffen sich morgens in einem Stehcafé.
Silvia macht sich Gedanken über Leopolds Zukunft und schlägt ihm vor,
sich auf eine Kontaktanzeige zu melden. Leopold findet die Idee nicht so
gut; er suche was für´s Leben, so etwas wie Silvia zum Beispiel, aber sie
will ihn je nicht.
Und dann kommt man auf das immer wieder abgehandelte Thema: Der
behinderte Leopold hat noch nicht und will mit seinen 30 Jahren auch mal
gern, so mit einer Frau und so.
Nach langem Hin und Her kann Silvia Leopold davon überzeugen, dass die
Ageentur "Wilde Rose" genau das Richtige für ihn sei, eine Agentur, die
Psychologinnen an Behinderte vermittelt, um mit ihnen Sex zu haben.
Teil 1 - 2. Szene
Thomas Wagner: "Die „Wilde Rose“,
Guten Morgen, mein Name ist Thomas
Wagner. Was kann ich für Sie tun? - Hallo
Paul! - Ein Blind Date? Nein, so etwas
machen wir nicht, Paul! Ach so, Sie sind
blind. - Ihnen kommt es mehr auf das
Tasten an, weniger auf das Visuelle. Ja,
klar. Morgen. Jetzt brauche ich noch
Name, Adresse, Telefon! ... Tschüß."
Leopold: "Kann man die Damen auch mal
sehen?"
Teil 1 - 3. Szene
In einem Café trifft Thomas Grundmann, ein Freund von Leopold, auf die
gerade unglückliche Karin Fried. Sie erzählt ihm, dass ihr Freund sie wegen
einer anderen verlassen habe.
Thomas erinnert sich, wie er mal in der gleichen Situation war, und wie ihm
ein gewisser Leopold geholfen hatte. Ja, Leopold konnte zuhören, zeigt
Verständnis, obwohl er nicht wissen konnte, wie das ist, wenn eine
Beziehung kaputt geht, denn er hatte ja noch keine. So seien er und Leopold
Freunde geworden.
Leopold würde Karin helfen können. Leopold ist der, den sie in ihrer Situation
brauchen würde. Warum soll er sie nicht helfen können? Und warum nicht
gleich am selben Abend? Sie möchte doch einfach zu ihm gehen, so gegen
halb acht, am selben Abend. Ob er, Thomas, später dazu kommt, wüsste er
noch nicht.
Karin: "Behinderte suchen doch immer
eine feste Beziehung, sagt man. Ich kannte
mal jemanden, der in jeder Frau eine
potentielle Liebhaberin sah. Der dachte
wirklich nur an das Eine!"
Während Leopold und Silvia in der Küche noch einiges vorbereiten - für das
großen Event will Leopold was zu Knabbern und eine Flasche Sekt
bereitstellen -, geht in seinem Zimmer (Bühne) das Telefon: Thomas spricht
auf den Anrufbeantworter, dass eine Karin vorbeikommen wird. Wenige
Augenblicke später sagt Karin von der Agentur sagt auf den AB, sie käme
eine halbe Stunde später, also gegen 8. Leopold hört dem AB natürlich
nicht ab. Als es an der Wohnungstür klingelt, verschwindet Silvia.
Teil 1 - 4. Szene
Leopold: "Ist das eigentlich wie im
Hallenbad? 60 Minuten mit Aus- und
Anziehen?”
Leopold sieht in Karin Fried die Dame aus der Agentur "Wilde Rose"
und sieht sich mit ihr schon bald im Bett, während sie in Leopold einen
Menschen sucht, mit dem sie reden kann. Während Karin gar keine
Anstalten macht, ihn sexuell zu erregen, sitzt er auf heißen Kohlen, da
er ja weiß, dass Karin nach 60 Minuten wieder geht. Denn dann ist die
Zeit um. Es werden Sätze gesprochen, die von beiden Seiten anders
aufgefasst werden. Schließlich eskaliert das Ganze, als sie sein Bad
benutzt, und er meint, der heißersehnte Augenblick sei endlich
gekommen, und sich langsam auszieht. Als Karin zurück kommt und
erkennt, dass er nur an das eine gedacht hat, will sie nur noch weg.
Leopold sagt noch, er habe Thomas dafür Geld gegeben, daraufhin
kassiert er eine Ohrfeige. Für Karin war es eine abgesprochene Sache:
Womöglich denkt sie in dem Augenblick, dass Leopold Thomas dafür
bezahlt, dass er immer wieder Frauen zu ihm nach Hause schickt.
Glücklicherweise lässt sich die Sache wieder normalisieren. Leopold
erzählt ihr, dass er sie mit einer anderen Karin verwechselt habe. Beide
gehen zur Aussprache in den Garten.
Leopold: "Ich bin ein wenig ungeduldig,
angesichts der Zeit,die schon ins Land
gestrichen ist. Zeit ist sozusagen Geld, im
wahrsten Sinne des Wortes."
Karin Fried: "Du bist 30, nicht?"
Leopold: "Das meine ich gar nicht..."
Kaum sind die beiden von der Bühne verschwunden, kommt
Thomas, um nach den Rechten zu sehen. Leopold hat in
seinem Zimmer noch einen Rollstuhl stehen, den er wegen
einer Operation mal brauchte. Da Thomas ein "Spielkind" ist,
setzt er sich hinein und macht ein paar Runden. Als er wieder
aus dem Rollstuhl möchte, klemmt der Anschnallgurt. In
diesem Moment kommt Karin von der Agentur herein, sieht da
jemanden im Rollstuhl sitzen und denkt, es kann sich nur um
Leopold handeln. Während sie versucht, ihn zu nähern, ihn
aufzulockern, will er sich nur aus dem Rollstuhl befreit wissen.
Nach dem der Gurt geöffnet werden konnte, beginnt sie, ihn
sexuell anzumachen. Thomas steht dann wie ein Wunder aus
dem Rollstuhl auf, und Karin ahnt langsam, dass ihr Leopold
kein Leopold ist. Nach Aufklärung dieser Verwechslung,
verschwindet Thomas, als er hört, dass Leopold kommt.
Karin Fried und Leopold kommen ins Haus zurück. Als Karin
die Karin von der Agentur sieht, verlässt sie schnell die
Wohnung und lässt Leopold mit der Dame von der Agentur
allein. Er fragt sie dann: "Wieviel Zeit haben wir noch..."
Es fällt der Vorhang und es ist Pause.
Thomas: "Früh übt sich, was ein richtiger
Behinderter werden will!"
Thomas: Das glaubt mir keiner. So behindert kann
nur einer sein. Da hat das "An-einem-Rollstuhl-
gefesselt-Sein“ eine ganz andere Bedeutung
bekommen. Dass Leopold diesen Rollstuhl noch
nicht weggeschafft hat, verstehe ich nicht."
Karin (Agentur): "Selbstkritik führt uns jetzt auch
nicht weiter..."
Karin (Agentur): Oh, so behindert ist er ja gar nicht!
Thomas: Ein Wunder, ein Wunder, ich steh´.