Presse
Vor der Aufführung
Mit Behinderten über Behinderte lachen können
Neues Theaterstück kennt kein Tabuthema
von Ina Heidrich
(Ahlener Zeitung (AZ) 20. August 1999 Pinnwand)
Kann man ein Theaterstück schreiben, das ein Tabuthema auf witzige und provozierende Weise aufarbeitet und gleichzeitig
auch gesellschaftskritisch ist? Man kann! Josef Schwarzkopf, der selbst körperbehindert ist, hatte die Idee zu solch einer
Komödie auf dem Weg zur Arbeit und machte sich sofort daran, diese Idee auch umzusetzen. Mit dem Stück "Behinderte
Leidenschaft", das zur Zeit noch in den Proben steckt.
Die Intention des Stückes ist es, behinderte Menschen als gleichberechtigt zu respektieren und auch über sie zu lachen, da
"das Thema Behinderte in der Gesellschaft entweder zu ernst oder überhaupt nicht wahrgenommen wird", meint Josef.
Er selbst finde es gut, wenn auch über und mit behinderten Menschen gelacht und diese Thematik nicht totgeschwiegen
werde. Das Gleiche denken auch Kristin, Maja, Veronika, Martin, Sara und Dominik, die sich zusammen mit Josef seit Anfang
des Jahres einmal wöchentlich treffen, um zu proben und Texte zu lernen.
Der Untertitel "Sex in der Haut eines Behinderten mit einer Psychologin, die das Bild eines Behinderten unbewusst auf einen
Nichtbehinderten überträgt" lässt schon auf eine witzige Story mit schrägen Dialogen schließen. Im Mittelpunkt dieser
Komödie steht der behinderte Leopold, der seiner Freundin Silvia immer in den Ohren liegt, endlich einmal mit einer Frau
schlafen zu wollen. Silvia hat das Gerede über Sex langsam satt und rät ihm, sich an eine Agentur zu wenden, die
Psychologinnen vermittelt, die mit behinderten Menschen Sex haben. Diese Agentur vermittelt Leopold eine gewisse Karin.
Parallel trifft Leopolds bester Freund Thomas seine alte Schulkollegin Karin, die. gerade in einer Beziehungskrise steckt und
einfach nur reden will, Da Leopold sich mit solchen Dingen besser auskennt, schlägt Thomas ihr vor, sich mit ihm zu treffen.
Doch wie es der Zufall will, erscheint sie genau dann bei Leopold, als er Karin von der Agentur erwartet. Ihre Absicht: reden.
Seine Absicht: Sex ... Und so kommt alles anders!
Alle Mitwirkenden haben sichtlich Spaß daran, diesen Stoff schauspielerisch umzusetzen, und dementsprechend laufen auch
die Proben ab.
Die Premiere der dreiaktigen Komödie ist für Anfang 2000 im Bürgerzentrum Schuhfabrik geplant, und bis dahin sind noch
einige zusätzliche Proben angesetzt, um das Beste aus dem Stück herausholen zu können.
Komödie über Leidenschaft auf der Bühne des Bürgerzentrums
(Ahlener Zeitung (AZ) 22.01.2000)
Ahlen (sat). Nach einem Jahr Probenzeit geht die Komödie "Behinderte Leidenschaft" nun in die Endphase. Aufgeführt wird
das Stück am Sonntag, 6. Februar, und am Sonntag, 13. Februar, jeweils um 19 Uhr im Bürgerzentrum. Der Ahlener Josef
Schwarzkopf, selbst körperbehindert, hat das Stück verfasst: Der behinderte Leopold will endlich mit seinen 30 Jahren mal
einer Frau näher kommen. Eine Freundin empfiehlt ihm die Agentur, die Frauen an Behinderte vermittelt, um deren sexuelle
Bedürfnisse zu stillen.
Doch plötzlich tauchen zwei Frauen auf - eine von der Agentur, die andere will nur reden. Das Theaterprojekt sorgt mit viel
Witz dafür, dass die Zuschauer sich mit dem Thema auseinandersetzen, fahren aber nicht auf der "Betroffenheitsschiene".
Komödie ein Beitrag zu mehr Normalität
(Ahlener Tageblatt (AT) 24.01.2000)
Ahlen (mts). Josef Schwarzkopf dürfte vielen Ahlenern bereits durch sein Buch ,,Ich bin ein Clown” bekannt sein. Vor zwei
Jahren hat der Autor auch ein Theaterstück geschrieben, das nach umfangreichen Proben nun kurz vor der Uraufführung
steht. Ein Stück, das den Umgang mit behinderten Menschen normalisieren soll.
,,Behinderte Leidenschaft” verspricht einen Abend mit Liebe und Leidenschaft, Eifersucht und Behinderung. Und der Untertitel
der seiner Komödie ist ein bisschen komplizierter: ,,Sex in der Haut eines Behinderten aus der Sicht eines überraschten
Nichtbehinderten mit einer Psychologin, die das Bild eines Behinderten unbewusst auf das eines Nichtbehinderten überträgt”,
steht im Programmheft, und damit ist schon mal ein großer Teil der Handlung zusammengefasst.
,,Ich habe versucht, in meinem Stück beide Sichten zu vereinen, die eines behinderten und die eines nicht behinderten
Menschen”, so der 33-jährige Schwarzkopf, der selbst von einer Behinderung betroffen ist. Statt Menschen, die anders seien,
aus dem Weg zu gehen, sei ein unverkrampfter Umgang wichtig. Nicht “Randgruppen” ausgrenzen, sondern einbeziehen will
Schwarzkopf, wie dies jetzt in “Behinderte Leidenschaft” geschieht. Und dabei werden die auch so richtig aufs Korn
genommen. Die verschiedenen Facetten des Umgangs Nichtbehinderter mit Behinderten werden gezeigt. Schwarzkopf steht
in ,,Behinderte Leidenschaft” selbst auf der Bühne. Er spielt den behinderten Leopold, der auf der Suche nach sexueller
Zuneigung sich überreden lässt, Kontakt zu einer Agentur aufzunehmen, die Frauen an Behinderte vermittelt. Doch zufällig
zum selben Termin taucht eine andere Frau auf, und wie in jeder guten Verwechslungskomödie kommt dann so einiges
durcheinander.
Viel Ironie und Witz verspricht Maja Budde, auf der Bühne Leopolds Freundin Silvia, allen Besuchern der Aufführungen. Ein
Comic über Homosexuelle sei ihm mal zwischen die Finger gekommen, so Schwarzkopf über die Entstehung des
Theaterstückes, und dies erschien ihm ein geeigneter Weg zu sein, auch den Umgang mit behinderten Menschen zu
entkrampfen. ,,Gut, ich kann nicht malen, ich schreibe einfach”, berichtete er am Samstag, als er sich mit seiner
siebenköpfigen Schauspielergruppe im Bürgerzentrum Schuhfabrik zu einer Intensivprobe traf, wie. seine Komödie entstand.
Am 6. und am 13. Februar jeweils um 19 Uhr wird die ,,Behinderte Leidenschaft” im Bürgerzentrum aufgeführt. Und je nach
Erfolg dieses Stückes könnten dann auch noch weitere Auftritte folgen, kündigt Schwarzkopf an. Der sammelt auch schon die
ersten Ideen für eine weitere Geschichte.
Ist denn ,,Behinderte Leidenschaft” ein autobiographisches Stück? ,,Welches Stück ist das nicht?” entgegnet Schwarzkopf
augenzwinkernd und fügt diplomatisch hinzu: ,,Ich spiele aber nicht mich selbst, sondern Leopold.” Obwohl er einräumt sich
die Rolle auf den Leib geschrieben zu haben.
Nach den Aufführungen
Zwei Karins und ein Leopold in Leidenschaft
Komödie ohne moralischen Zeigefinger
von Ina Heidrich
(Ahlener Zeitung (AZ) 09.02.2000)
Ahlen. Am Sonntagabend war es endlich so weit. Nach einem Jahr Probenzeit hatte die Komödie "Behinderte Leidenschaft"
endlich Premiere. Der Saal des Bürgerzentrums war bis auf den letzten Platz besetzt, keiner wollte sich diese Leidenschaften
um Autor und Darsteller Josef Schwarzkopf entgehen lassen.
Das Werk wurde den Erwartungen voll gerecht, denn wer schafft es schon, ein Stück aufzuführen, das neben einer guten
Portion witziger Ironie und manchmal auch bitterbösem Sarkasmus Gesellschaftsklischees kritisch betrachtet? "Behinderten
Leidenschaften" ist dies gelungen. Wenn sich der behinderte Leopold (Josef Schwarzkopf) mit seiner besten Freundin Silvia
(Maja Budde) darüber unterhält, dass er mit seinen 30 Jahren nun "auch mal mit einer Frau und so...", dann fallen schon mal
Ausdrücke wie "Krüppelsex" oder "Aktion unbefriedigtes Sorgenkind".
Doch man findet schließlich die perfekte Lösung: eine Agentur, die Frauen an Behinderte vermittelt. Nach einigem Hin und
Her steht fest: Leopold bekommt Besuch von Karin, Karin von der Agentur. Zur gleichen Zeit trifft Leopolds Freund Thomas
eine alte Bekannte, die frustrierte Karin, die endlich mal mit einem Mann reden möchte, der nicht sofort an Sex denkt. Es
kommt, wie es kommen muss:
Karin (Kristin Romund) besucht Leopold und möchte reden, seine Gedanken drehen sich nur um Sex. Als die beiden sich
dann nach einem Streit in den Garten zurückziehen, taucht Karin von der Agentur (Veronika Kirchberg) in Leopolds Wohnung
auf und findet Thomas, aus Spaß in Leopolds "AOK-Chopper" sitzend, vor. Sie hält ihn natürlich für behindert, warum sonst
sollte er im Rollstuhl sitzen? Als Silvia dann plötzlich eifersüchtig auf Karin ist, von der anderen Karin aber noch gar nichts
weiß und Leopold verführen will, wird es ziemlich kompliziert. Zumal Leopold seine Wohnungstür grundsätzlich nicht
abschließt...
So kommt alles ganz anders, doch was Leopold mit seinem ,,Souvenir aus meinem letzten Traum" meint, sollte man sich
selber anschauen. Am kommenden Sonntag, 13. Februar, liefern sich die acht Akteure zum zweiten Mal einen verbalen und
schauspielerischen Schlagabtausch der Extraklasse. Doch dieses Stück ist nicht nur witzig. Es hinterfragt auch den Gebrauch
des Wortes "behindert" in unserer alltäglichen Umgangssprache und macht auf ein noch nicht sehr häufig angesprochenes
Thema aufmerksam, ohne dabei gleich den moralischen Zeigefinger zu erheben. Sehenswert.
Mit viel Ironie die Aufregung vor dem ersten Mal beschrieben
(Ahlener Tageblatt (AT) 09.02.2000)
Ahlen (mts). Eine erfolgreiche Premiere feierte am Sonntagabend Josef Schwarzkopf mit seinem Theaterstück "Behinderte
Leidenschaft" im Bürgerzentrum. Vor nahezu ausverkauftem Haus schlüpfte Schwarzkopf in die Haut des Leopold, der in eine
leidenschaftliche Affäre gerät.
Leopold ist wegen seines lockeren Umgangs mit seiner Behinderung und einer stets positiven Lebenseinstellung bei seinen
Freunden beliebt. Doch zu schaffen macht ihm, dass er mit 30 Jahren noch nie mit einer Frau geschlafen hat. Von seiner
Freundin Silvia (gespielt von Maja Budde) lässt er sich überreden, sich an die Agentur "Wilde Rose" zu wenden, die
Psychologinnen an Behinderte vermittelt, um mit ihnen Sex zu haben. Und Karin von der Agentur (Veronika Kirchberg) kommt
vorbei, für Leopold beginnen damit die Verwicklungen. Schwarzkopfs scharf züngige Verwechslungskomödie enthält Brisanz,
indem es den Sex in der Haut eines Behinderten thematisiert. Unzählige Witze über behinderte Menschen machen die
Schauspieler, vor allem Leopold selbst. Aber auch dessen Freund Thomas (Dominik Szymczak) greift etliche Vorurteile auf.
Schwarzkopf nahm die Behinderten aufs Korn, wies ihnen nicht die Sonderrolle des "Sorgenkindes" zu, sondern ermöglichte
den offenen Umgang. Schließlich lässt er Leopold sein Leben selbst in die Hand nehmen. Sehr amüsant und ironisch
beschreibt Schwarzkopf die Vorfreude und Aufregung vor dem ersten Mal, doch es kommt anders, und Leopold verliebt sich
in Karin Fried (Kristin Romund), die er zunächst mit der Psychologin verwechselt. Dann wird auch noch Silvia, die immer
beteuert, ihre Beziehung zu Leopold sei rein platonisch, eifersüchtig, und Leopold, der sich sicher war, Frauen seien kein
Problem, keine Frauen seien viel schlimmer, wird plötzlich zum Objekt der Begierde.
Die acht Schauspieler wurden für ihre witzige Komödie mit überwältigendem Applaus gefeiert.
Wer ,,Behinderte Leidenschaft? am Sonntag verpasst hat, kann die Komödie noch einmal am nächsten Sonntag, 13. Februar
um 19 Uhr im BÜZ sehen.
Die "liebe Last" mit den Frauen
(Die Glocke, 28.03.2000)
Ennigerloh (ar) "Über Menschen Scherze zu machen, ist gemein, Menschen aber gar nicht zu beachten, schmerzt..." So
unbeachtet fühlt sich Leopold, der Hauptakteur des Theaterstücks "Behinderte Leidenschaft" in der Alten Brennerei gar nicht.
Als Behinderter macht er sich besonders über sein Verhältnis zu Frauen Gedanke, das ihn zur regelrechten Torschlusspanik
treibt. Gerade dieses nicht vorhandene oder eben nur freundschaftliche Verhältnis zu Frauen schmerzt ihn, dem
lebenslustigen 30-jährigen, besonders.
Josef Schwarzkopf, der selbst die Hauptrolle des Leopold übernahm, verkörperte in seiner eigenen Art und Weise mit einer
Prise trockenem Humor und Süffisanz die Rolle, die jeden der zahlreichen Zuschauer gleichermaßen berührte, aber auch -
und das in der Hauptsache - erheiterte.
Im Mittelpunkt der witzigen und durch ausgeteilte Dialoge bestechenden Verwechslungskomödie mit doch sehr ernstem
Hintergrund steht der behindere Leopold. Er hat seine liebe Last mit den Frauen und ist auf der Suche nach der Frau, mit der
er wenigstens eine Nacht verbringen kann. Dabei würde er sich sogar mit Silvia, seiner besten Freundin abfinden. Sie
überredet ihn jedoch, sich an die Partner-Agentur "Wilde Rose" zu wenden. Doch damit nimmt das Verwirrspiel um Leopold
und zweimal Thomas sowie zweimal Karin seinen Lauf. Denn nicht nur der Agenturleiter Thomas schickt seine Karin bei
Leopold vorbei, sondern auch ein alter Freund, ebenfalls Thomas, seine frustrierte und verlassene Freundin, die auch mit
dem Namen Karin gesegnet ist.
Jetzt Ist natürlich die Situation perfekt und niemand weiß mehr recht, welche Karin sich nun mit Leopold unterhalten will und
wer von den beiden ernstere bzw. bezahlte Absichten hegt.
Es war ein ungewöhnlicher, ein schöner und damit ein ungewöhnlich schöner Abend in der Alten Brennerei. Ungewöhnlich
deswegen, weil nicht wie üblich ein Nichtbehinderter einen Behinderten spielt, sondern Josef Schwarzkopf als Leopold selbst
als Behinderter die Gesellschaft mit all Ihren Vorurteilen aufs Korn nimmt. Immer wieder baute der Hauptdarsteller spritzige
Bemerkungen wie "Ich bin zwar behindert, aber so behindert bin ich auch wieder nicht", ein und brachte das Publikum ein
ums andere Mal zum Lachen. Geschickt verband Schwarzkopf immer wieder die einzelnen Szenen mit Wortspielen rund um
das Wort "behindert" und machte sich so seinerseits über die Gesellschaft und ihre Sprüche lustig.
Aber nicht nur der erheiternde Aspekt war Josef Schwarzkopf wichtig. In seinen Dankesworten an die Zuschauer erwähnte er
auch den Bezug zur Realität. Er selbst als ein "Sorgenkind" wies noch einmal auf die Umbenennung der ehemaligen "Aktion
Sorgenkind" in "Aktion Mensch" hin. Die dargestellte und nicht unumstrittene Partnervermittlung kommt ebenso aus der
Realität. Mit ihr haben Behinderte die Möglichkeit körperliche Nähe und Zärtlichkeit zu erleben.
Auch die Seite der Freunde Leopolds beleuchtete das Stück aus der Feder Josef Schwarzkopfs. Seine beste Freundin Silvia,
gespielt von Maja Budde, beginnt nach und nach sich in Leopold zu verlieben, So wird aus dem Mauerblümchen Leopold ein
umschwärmter Star des ganzen Stückes, der nun vor den Frauen davon läuft anstatt unbeachtet zu bleiben. Die Zuschauer
aller Altersklassen belohnte diese schauspielerische Leistung der zehn Akteure und verabschiedeten das Ensemble mit
tobendem Applaus.
Behinderte Leidenschaft
das Theaterprojekt