Das Theaterprojekt

  Was ist ein Theaterstück ohne eine Aufführung? Im Gegensatz zu meinen anderen Bühnenstücke, die ich bisher geschrieben habe, war mir bei "Behinderte Leidenschaft" klar, dass ich das Stück auch auf die Bühne bringen wollte. Das Bürgerzentrum, in dem ich schon Theater gespielt hatte, bot mir die Möglichkeit, das Projekt zu realisieren. Auch das gesamte Team fand ich im Bürgerzentrum. Schon während des Schreibens waren einige Rollen gedanklich schon besetzt. Glücklicherweise fand sich schnell ein Team zusammen, das hinter dem Projekt "Behinderte Leidenschaft" stand. Begonnen - ich meine ernsthaft begonnen - haben wir dann Anfang 1999 mit den Proben und mit dem Ziel, das Stück im Frühherbst auf die Beine zu stellen. Eine besondere Herausforderung war die Tatsache, dass es keinen Regisseur gab. So traten alle letztendlich als Regisseure auf. Und da waren Auseinandersetzungen vorprogrammiert. Jeder hatte eine andere Vorstellung von der Verwirklichung des Stückes, und von der Verkörperung einzelner Personen. Und dann war da ja noch der Autor, einer, der sich schon während des Schreibens Gedanken gemacht hatte, wie er sich die eine oder andere Person vorstellte. Für ihn, also für mich, war es sehr schwer zu akzeptieren, dass man einzelne Personen anders interpretieren konnte. Es war sozusagen ein Loslassen vom Eigentum. Letztlich trug das Ganze ja auch Früchte, doch es war ein langer Prozess. Auch die Art, an einem Stück heranzugehen, wurde von einigen anders verstanden. Es gab halt keine Richtlinie, halt keinen Regisseur, der sagte, wo es lang geht. Die Vereinigung mehrerer "Nichtprofis" war oder ist einerseits äußerst interessant und spannend, stellt aber immer wieder Probleme dar. Zurück zum Problem "Autor". Einerseits hätte ich Regie führen können, da ich sozusagen mit dem Stück verwurzelt war, andererseits hatte ich die Hauptrolle. Hauptrolle und Regie ist meiner Meinung nach ein Ding der Unmöglichkeit, aber auch hier ist nichts unmöglich. Wenn man dann noch als Autor des Stückes auftritt, so sind Probleme vorprogrammiert. Es sei denn, man erstellt klare hierarchische Spielregeln, d.h. alle anderen haben nichts mehr zu sagen; das wiederum würde ganz klar auf Kosten des Stückes gehen. Schließlich hat es dann doch geklappt, auch ohne Regie. Allerdings kosteten die Proben sehr viel Zeit und Nerven. Doch Theater ist für mich mehr als die Aufführungen am Ende, sondern hier kann auch der Weg ein Ziel sein - und es hat meistens auch Spaß gemacht...
© 2016 Josef Schwarzkopf - www.behinderte-leidenschaft.de
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